Dr. Wolfgang Ehmke  -  

Beiträge Arbeitskreis Einheimische Orchideen

Stand:  1/2002

 

 

 

Arbeitskreis Heimische Orchideen Hessen e.V.                         Taunusstein, am 29.1.2002.

AG Fundort-Monitoring

Dr. Wolfgang Ehmke                                                                                       Tel. 06128/41938  Fax  /44505

Lindenstr. 2                                                                                                      e-mail:

65232 Taunusstein                                                                                           homepage:  www.wolfgangehmke.de

                                                                                                                                             www.aho-hessen.de

 

Konzept zum vorgesehenen AHO-Fundortmonitoring (FOM)

 

 

A)      Ziele eines FOM

 

FOM ist wichtiger Bestandteil bzw. sogar Voraussetzung für ein Artenhilfsprogramm (AHP). Es gibt

AHP’s für einzelne Arten (z.B. stark gefährdete Rote-Liste-Arten oder Endemiten) oder ganze Artengruppen

(z.B. Ackerwildkräuter, Orchideen; siehe Bayern, Thüringen).

 

Die wichtigsten Ziele eines FOM für Orchideen:

1)       Dokumentation der Bestandsänderungen anhand von langjährigen Dauerbeobachtungsflächen mit Bestandszählungen und Untersuchung relevanter abiotischer Faktoren (= Beobachtung der Bio-diversität; Dauerflächen unerlässlich)

2)       Dokumentation der Auswirkungen von anthropogenen Belastungen auf die Struktur von orchideen-

bewohnten Lebensgemeinschaften (insbes. schleichende Prozesse à Zeigerwerte!)

(= Wirkungskontrolle)

3)       Dokumentation der Auswirkungen von Pflegemassnahmen bzw. NUT (Natur-und Umweltschutztechniken)

(= Erfolgskontrolle des Naturschutzmanagements;  Dauerflächen unerlässlich)

4)       Dokumentation der Auswirkungen von Extensivierungsmassnahmen (z.B. Aushagerung, Düngerentzug,

Nutzungswandel, Biotopvernetzung)

5)       Bereitstellung verbesserter naturschutzfachlicher Informationen und Entscheidungsgrundlagen (z.B. präzisere Gefährdungseinstufung, Blaue Liste der erfolgreich geförderten bedrohten Arten, verbesserte

Öffentlichkeitsarbeit, Motivation zur Finanzierung des Naturschutzes u.a.)

6)       Erfüllung nationaler und internationaler Berichtspflichten (FFH, CBD, BNatSchG usw.).

 

 

B)      Methodik des FOM

 

Von der AG FOM wurden anhand eines Kriterienkataloges (u.a. Gefährdung, Seltenheit, besondere Verantwortung

Hessens) die folgenden 15 Orchideensippen für die erste Stufe des Fundort-Monitorings bestimmt:

Aceras anthropophorum, Anacamptis pyramidalis, Coeloglossum viride, Corallorrhiza trifida, Cypripedium

calceolus, Dactylorhiza incarnata, Dactylorhiza sambucina, Epipogium aphyllum, Goodyera repens, Herminium

monorchis, Himanthoglossum hircinum, Orchis pallens, Orchis tridentata, Pseudorchis albida, Spiranthes spiralis.

 

In Abhängigkeit von den Kapazitäten der AG können ggf. noch folgende Sippen untersucht werden (Warteliste):

Epipactis palustris, Orchis ustulata.

 

Ablauf:

1) An bis zu 3 standorttypischen Fundorten der ausgesuchten Orchideensippen werden Dauerbeobachtungsflächen

           (ca. 15 – 20 qm) angelegt. Die Untersuchung wird langfristig und nach einheitlichem Muster (Statistik!)

           konzipiert. Je nach Kapazität der AG kann die Zahl der Dauerflächen (und der betreuten Orchideen-

           sippen) erhöht werden.

2) Die Dauerflächen sollten für den jeweiligen Naturraum repräsentativ sein und möglichst in Schutzgebieten

           liegen, um Störungen durch Eigentümer langfristig gering zu halten. Deshalb ist eine vorherige

           Abstimmung mit den zuständigen Behörden nötig.

3) Probenahmen (z.B. Bodenproben) und Bestandsuntersuchungen (z.B. Vegetationsaufnahmen) müssen regel-

           mässig und langfristig erfolgen, wobei saisonale Aspekte zu berücksichtigen sind. Der Untersuchungs-

           rhythmus und die Methoden sind vorher in der AG festzulegen.

4) FOM ist eine Daueraufgabe: die langfristige Kontinuität muss personell und finanziell gesichert werden

           (Sponsoren?).

5) Um zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, sind einheitliche Erhebungsbögen erforderlich. Wegen der  

          Fülle der anfallenden Daten kommt nur eine EDV-gestützte Auswertung in Frage. Dazu ist das

          geeignete EDV-System (Datenbank) zu finden. Die Erhebungsbögen müssen EDV-gerecht sein.

 

6) Für eine oder mehrere Dauerflächen werden Betreuer/Innen benannt, die die Flächen mehrmals im Jahr

          begehen, Änderungen notieren, Schäden verhindern usw.. Zu ihren Aufgaben gehört insbes. das Durch-

          führen der regelmässigen Untersuchungen, das Ausfüllen der Formulare und deren Abgabe am Jahres-

          ende an die Zentrale. Diese wertet die Formulare aus und gibt die jährlichen Ergebnisse an die Betreuer/

          innen und alle Mitglieder der AG zur Kenntnis. – Für die Entwicklung und den Abgleich der Untersu-

          chungsmethodik wird ein jährliches Schulungstreffen durch den AHO durchgeführt. Bei schwierigen

          Untersuchungen (z.B. Bodenprobenentnahme, pH-Wert-Messung usw.) können diese auch zentral orga-

          nisiert werden.

7) Das FOM wird – je nach Zielart und Fragestellung – in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. In der Regel

          unterliegen die Dauerflächen dem vollen Untersuchungsprogramm; dafür sind die Datenblätter 1 – 4

          vorgesehen. In einigen Fällen kann nach Absprache mit der AG-Leitung auch ein vermindertes Programm

          abgeleistet werden, das sich im Wesentlichen auf eine Bestandszählung und biometrische Erhebung der

          Zielart konzentriert. Hierfür ist das Datenblatt 5 zu verwenden.

 

 

 

C)      Tätigkeiten auf den Dauerflächen

 

(nur stichwortartig – detaillierte Anleitung wird noch erstellt)

 

1) Auswahl der Dauerbeobachtungsfläche im jeweiligen Orchideenbestand (meist 4 x 4 m)

2) Markierung der vier Ecken der Dauerfläche (Pflöcke oder – falls möglich – Magnete)

3) Ausfüllen des Datenblattes 1 (s. Anl.);  dabei u.a.

       - genaue Feststellung des Rechts- und Hochwertes (mit GPS oder Planzeiger; Skizze auf Rückseite des

               Bogens bzw. Kopie eines Kartenausschnittes)

       -  Übernahme von Angaben aus Karten und Unterlagen (z.B. Geolog. Karte, Schutzgebietsakte)

       -   Angaben zur Pflanzengesellschaft sind fakultativ und erst nach erfolgter Vegetationsaufnahme möglich.

               Sie können auch von der Zentrale ermittelt werden und sind dann später nachzutragen.

4) Erstmalige Vegetationsaufnahme der Dauerfläche (Notieren aller vorgefundenen Pflanzenarten und

               Deckungsgrade) und Ausfüllen  von Datenblatt 2 (s. Anl.; diese wird noch überarbeitet).

5) Übertragung der Artenzahlen und der speziellen Angaben über Orchideen auf Datenblatt 1.

6) Biometrische Messungen an den Orchideen gemäss Vereinbarung in der AG (für jede Art einzeln festzu-

               legen!) und Eintragung in Datenblatt 3;  dabei u.a.

-          Individuen bei grösserer Anzahl durch Stöckchen oder Plastikringe (falls Mahd) und Nummern kennzeichnen; bei  kleinerer Anzahl (< 5) reicht genaues Ausmessen von den Rändern her.

                      -     auf Rückseite Skizze mit genauer Lage der Individuen anfertigen.

7) Saisonale Wiederholung der Untersuchungen (Minimum 2mal jährlich: bei Orchideenblüte und beim

               Fruchten) und Eintragung.

8) Ausfüllen des Datenblattes 4 nach Kontaktierung der zuständigen Behörde bzw. des Bewirtschafters.

               Jährlicher Eintrag der erfolgten Pflegemassnahmen mit Datum und Intensität (z.B. Zahl der Weide-

               tiere und Dauer der Beweidung).

9) Die erstmalige Bodenaufnahme (Bohrprobe zur Feststellung von Bodentyp, Bodenfeuchte, pH-Wert, Kalk-

               gehalt u.a.) wird im zweiten Jahr nach Einrichtung der Dauerfläche von der Zentrale durchgeführt

               und alle 5 Jahre wiederholt.

10) Falls gewünscht, kann die Zentrale auch Hilfestellung bei den Vegetationsaufnahmen leisten.

11) Bis zum 1.12. jeden Jahres senden die Betreuer/innen eine Kopie der Datenblätter 1 – 4 zur Auswertung

               an die Zentrale. Bis zum 1.4. des Folgejahres erhalten sie die Auswertungsergebnisse zurück.

12) Für die Auswertung ist von der AG ein Konzept zu entwickeln (z.B. Statistik der Artenzahlen, Entwicklung

               der Zeigerwerte, der Vitalität, der Auswirkungen der Pflegemassnahmen usw.).

 

 

 

 

 

Anlagen  (werden beim nächsten AG-Treffen verteilt):

 

Datenblätter für das FOM

   Blatt 1: Allgemeine Daten

   Blatt 2: Vegetationsaufnahmen

   Blatt 3: Biometrische Daten der Orchideen

   Blatt 4: Pflegemassnahmen und Erfolgskontrollen

   Blatt 5: Vereinfachte Aufnahme