Dr. Wolfgang Ehmke                                                                Taunusstein, den 1.7.2004.

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Bericht über die Studienreise nach Libyen

7.3. – 18.3.2004

 

Teilnehmende:

Dr. Herbert Diekjobst, Oberhambach;  Dr. Wolfgang Ehmke, Taunusstein;  Elke Havekost,

Taunusstein;  Ursula und Dr. Klaus Peter Karig, Bad Homburg;  Dr. Hans Heinrich Reinsch,

Bad Bederkesa;  Wolfgang Schneider, Frankfurt/M.;  Werner Seiz, Zierenberg;  Dr. Hermann

Spiess,  Weinstadt;  Dr. Andreas Stein, Wiesbaden.

 

Reiseleitung:

Dr. Wolfgang Ehmke 

 

Deutsche Reiseagentur:

DUMA-Naturreisen GmbH, Ulmer Str. 355, 70327 Stuttgart            Tel. 0711-8386580

 

Libysche Reiseagentur:

Travel Agency Rose de Sable,  Tripoli – Libya             Tel. 00218-21-3335687

 

Ziel der Studienreise:

Konzipiert als botanisch-geografische Studienreise sollten die Teilnehmenden

-         die naturkundlichen, insbesondere die botanischen Verhältnisse im Gebiet der Cyrenaika

            mit Schwerpunkt auf den endemischen Orchideen kennenlernen

-         die griechischen, römischen und byzantinischen Altertümer der Region besichtigen

-         die moderne arabische Kultur und das Alltagsleben in Libyen kennenlernen.

 

Ablauf der Reise:

Am 7.3. flogen wir abends und nachts mit der ungarischen Fluggesellschaft MALEV von Frankfurt/M. über Budapest nach Tripoli. Dieser Flug – wie auch die anderen Flüge – liefen angenehm und ohne grosse Probleme ab, wenn man von der Unbequemlichkeit der Nachtflüge mal absieht. In Tripoli wurden wir vom Generalmanager des libyschen Reisebüros, Herrn Fallagh, empfangen und ins Hotel Bab al-Bahr begleitet, wo uns eine angenehme Unterkunft erwartete.

Gleich am nächsten Tag stand die Besichtigung der berühmten römischen Provinzhauptstadt Leptis Magna auf dem Programm. Sie war die drittgrösste Stadt des römischen Weltreiches (nach Rom und Karthago) und liegt ca. 120 km östlich Tripoli. Wir waren überwältigt von der Grösse der Anlage und der Pracht der restaurierten Bauwerke, u.a. des Amphitheaters und des Triumphbogens des Septimius Severus (ein römischer Kaiser aus Leptis Magna). Natürlich wurde zwischen den Ruinen auch schon fleissig botanisiert! Vieles war neu für uns und musste erst bestimmt werden (u.a. Periploca graeca mit ihren auffälligen zweiflügeligen Früchten und

Rumex vesicarius mit seinen grossen, kräftig-roten Blüten). Auf der Rückfahrt suchten wir an einem früheren Fundort von Dr. Ehmke (beim Hotel Ain Nigazza) vergeblich nach Ophrys tenthredinifera; das frühere Grünland wird inzwischen als Acker genutzt. Dafür fanden wir in der Umgebung typische Macchienpflanzen, u.a. prächtige Scilla peruviana.

Am 9.3. wurde zunächst die Altstadt („Medina“) von Tripoli besichtigt. Dazu gehörten der sehr gut erhaltene Triumphbogen des Marcus Aurelius, eine sehr hübsche Moschee, das spanische Gefängnis und die christliche Kirche. Nach dem Rundgang durch das Gassengewirr des Marktes („Suq“) konnten wir in einem arabischen Kaffeehaus den typischen grünen Tee und eine Wasserpfeife („Schischa“) geniessen. Auch das Nationalmuseum am Grünen Platz – dem riesigen, palmenumsäumten Paradeplatz vor der Stadtmauer – wurde besichtigt. Nachmittags flogen wir dann vom kleinen Flughafen östlich von Tripoli nach Benghazi, wo uns der nächste Bus von „Rose de Sable“ mit seiner Begleitung in Empfang nahm. Bei einem kurzen Stopp auf der Fahrt nach al-Beida fanden wir ca. 30 km westlich von al-Marj unsere erste aufblühende Orchidee zwischen Sarcopoterium-Gestrüpp an der Strasse. Es war Orchis cyrenaica. Nach langer Fahrt durch die Dunkelheit erreichten wir unser Standquartier für mehrere Tage, das Hotel Qasr al-Beida.

Der nächste Tag (erst wolkig, dann sonnig-heiter, ca. 25°) bescherte uns gleich zu Beginn ein fast traumatisches Erlebnis, das in dieser Form aber glücklicherweise einmalig blieb. Schon beim ersten Botanisierhalt wurden wir von einer Militärpatrouille „eingesammelt“ und zu einem Militärposten begleitet, wo unsere libyschen Kollegen über eine Stunde über das verbotene Gelände belehrt wurden. Wir hatten allerdings weder Zaun noch Hinweisschilder gesehen. Die Belehrung muss wohl sehr eindrucksvoll gewesen sein, denn danach war unser libyscher Führer, Herr Gadri Gnadi, sehr zurückhaltend bei der Auswahl von Haltepunkten und Fahrtstrecken. Dennoch konnten wir die meisten angepeilten Geländestellen aufsuchen.

Natürlich fanden wir am ersten richtigen Botanisiertag bei Ras al-Hammamah und im Wadi al-Kuf zahlreiche neue Pflanzen. Wir legten einen Geländequerschnitt durch die gesamte Cyrenaika – vom Strand über die drei Hochplateaus bis zur Strauchsteppe bei Slontah – zurück.

Dabei fanden wir auch schon mehrere Orchideen wie Barlia robertiana, Orchis taubertiana, Orchis cyrenaica und Ophrys speculum.

Am 11.3. stand zunächst die Besichtigung der Ruinen von Appolonia (modern: Susa) auf dem Programm. Interessant war, dass neben den altgriechischen auch viele byzantinische Ruinen zu sehen sind. Besonders gefallen hat das kleine Amphitheater am Ostrand des ausgedehnten Ruinenfeldes. Wie immer gab es danach ein leckeres Picknick im Freien. Danach fuhren wir zu einem Zypressenwald südlich Massah, den Dr. Ehmke das letzte Jahr entdeckt hatte. Hier wurden wir fündig mit 46 Ophrys episcopalis und zahlreichen Barlia, Ophrys speculum, Orchis taubertiana, Ophrys fusca ssp. akhdarensis sowie wenigen Ophrys tenthredinifera und Orchis collina.

Auch am nächsten Tag wurde mit gutem Ergebnis botanisiert. Von Slontah nach Faydiyah fanden wir schon am Strassenrand grosse Mengen von Orchis cyrenaica und in der Garrigue dahinter viele Ophrys bombyliflora und Orchis taubertiana. Danach fuhren wir nach Süden Richtung Mechili, um den Übergang von der Garrigue zur Halbwüste und Wüste zu verfolgen.

Etwa 50 km südlich der Randhöhen bei al-Qayyab (sonnig – ca. 27°) fanden wir nur noch einzelne Sträucher wie Ephedra und Tamarix und hitzeresistente Kräuter ähnlich Salicornia sowie Malcolmia; in dichteren Büschen sogar noch Calendula arvensis.

Der 13.3. begann wolkig, trüb und windig mit kühlen Temperaturen um 15°. Deswegen traf es sich gut, dass wir zunächst die Omar-al-Mukhtar-Universität besuchten, wo wir freundlich empfangen und herumgeführt wurden. Die Gruppe konnte so einen guten Einblick in das libysche Universitätswesen bekommen, welches allerdings eher einer schulischen Ausbildung ähnelt. Eindrucksvoll war auch der hohe Frauenanteil der Auszubildenden, wobei die Frage aufkam, ob die Absolventinnen überhaupt adäquate Berufschancen vorfinden. Bei sonnigerem Wetter ging es dann nach Shahat, dem griechischen Cyrene, das der Region ihren Namen gegeben hat. Neben den griechischen sind hier auch viele römische Ruinen zu bewundern.

Ausserdem fanden wir dort mit über 300 Orchis collina den bisher grössten Bestand dieser Pflanze. Danach fuhren wir weiter zum Ras al-Hillal („Kap des Halbmondes“), das sich tatsächlich als geschwungene Sandbucht mit byzantinischen Ruinen entpuppte. 

Am nächsten Tag wollte uns ein Archäologie-Professor den letzten Fundort der geheimnisvollen Sylphium-Pflanze zeigen, die in der griechischen Mythologie eine herausragende Rolle gespielt haben soll (in al-Beida gibt es sogar eine Sylphium-Apotheke).

Wir fuhren also nach Osten, an L’Abraq vorbei (Flugplatz von al-Beida), und fanden die Pflanzen tatsächlich neben einer kleinen Strasse. Allerdings halten wir sie für Thapsia garganica (Garganische Purgierdolde), ein Doldenblüter. Für diese Annahme spricht auch, dass wir sie dann später an mehreren Stellen wieder gesehen haben. Auf der Heimfahrt fanden wir in einer Macchie ca. 5 km südlich al-Beida neben zahlreichen anderen Orchideen eine Ophrys tenthredinifera mit sage und schreibe 13 aufgeschlossenen Blüten!

Der 15.3. brachte uns endlich das Erfolgserlebnis, sämtliche bekannten Orchideen in Libyen erspäht zu haben. Zunächst machten wir einen Besuch beim Büro des Nationalparks Wadi al-Kuf, wo wir gleich wieder mit zahlreichen Orchideensippen fündig wurden. Nach einem Stopp in der Macchie NW des Ortes Omar-al-Mukhtar und dem Mittagessen im Café Djebel (Berg) an der Strasse Slontah-Marawah  – wo wir öfter einkehrten - , fand Elke Havekost auf dem Hang südlich der Strasse ein schönes Exemplar von Ophrys iricolor und wenig später  Herr

Seiz mehrere Neotinea maculata in Blüte. Zur Feier dieses Ereignisses mussten abends einige gegrillte Hammelköpfe dran glauben!

Tags darauf hiess es Abschied nehmen von al-Beida. Über die türkische Festung Qasr Libia mit byzantinischer Kirche und schönen Mosaiken fuhren wir zurück nach Benghazi. Unterwegs machten wir auch in Tolmeitha (dem griechischen Ptolemais) Station und besichtigten das weitläufige Ruinengelände. Nach einem angenehmen Rückflug trafen wir wieder im Hotel Bab al-Bahr in Tripoli ein.

Der letzte Tag sah uns vormittags beim Besuch der eindrucksvollen römischen Ruinen von Sabratha westlich von Tripoli. Der Nachmittag wurde benutzt, um nochmals durch die Suqs der Medina zu streifen und das Café am Bordj as-Sa’a (Uhrenturm) zu besuchen. Nach einem Abendessen, das uns vom libyschen Reisebüro spendiert wurde, bereiteten wir uns auf den nächtlichen Heimflug vor, der uns über Budapest nach Frankfurt brachte.

 

Als Reiseleiter möchte ich mich auch an dieser Stelle herzlich bei allen Reiseteilnehmer/innen bedanken, die durch ihre angenehme Art und Geduld bei kleinen Unregelmässigkeiten auch für mich diese Reise überwiegend zu einem Vergnügen werden liessen. Dank gebührt daneben unseren libyschen Partnern und dem Büro von DUMA-Naturreisen, vertreten durch Frau Corde, die unauffällig im Hintergrund die organisatorischen Fäden zog. Sie alle waren eine grosse Hilfe und haben zum Erfolg dieser Reise beigetragen.

 

 

 

(Dr. Wolfgang Ehmke)

 

 

 

 

Tabelle: Fundortliste Libyen 2004