Witterungsbericht    Mai  2002      der VdA-Wetterstation Taunusstein

Wieder keine Eisheiligen im Mai

Früher waren sie der Schrecken der Bauern, Gärtner und Winzer: die Eisheiligen. Mit Bangen sah man der Monatsmitte des Mai entgegen, zu der fast regelmässig Spätfröste den Austrieb und die jungen Blüten in einer Nacht zerstören konnten. An den verschiedenen Bittagen wurden Prozessionen in die Weinberge und Felder abgehalten, um Gott für gedeihliches Wetter und eine gute Ernte zu bitten. Der erste Bittag lag auf dem 25. April (St. Markus), also rechtzeitig vor den Eisheiligen. Doch schon seit Jahren haben „die vier Schrecklichen“ Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia ihre Wirkung in unserer Gegend verloren. Auch dieses Jahr war im Mai weit und breit kein Frost zu spüren, nur eine leichte Depression um den 7. Mai. Als „Witterungsregelfall“, der sich aus den langjährigen Mittelwerten der Temperaturminima und der Tagesmittel ablesen liesse, treten die Eisheiligen ebenfalls nicht mehr in Erscheinung – ganz im Gegensatz zu der „Schafskälte“, die oft vom 2. bis zum 6. Juni zu beobachten ist.

Das Monatsmittel der Temperatur stellte sich im westlichen Taunus mit 13,7° C um 0,8° höher ein als im Durchschnitt seit 1971. Der tiefste Wert war 1,9° (am 7.5.), der höchste 28,4° (am 17.5.). Bodenfrost wurde – wie erwähnt – nicht gemessen. Es gab bereits drei Sommertage mit einem Maximum über 25° und einen Schwületag. Also genügend Wärme, um das Grün spriessen zu lassen.

Erfreulich war auch die Entwicklung der Niederschläge. Sie waren diesmal gut über den Monat verteilt, so dass es im Taunus keine Trockenphasen, aber auch keine längere Nässe gab, die die Bodenbearbeitung behindert hätte. Dennoch kam es zu deutlichen Regenspitzen an vier Starkregentagen mit über 10 mm Niederschlag – insbesondere am 11. und 12. Mai, wo über 35 mm herunter kamen und mancherorts die Keller und Kanäle vollaufen liessen. Am 11. war dies noch mit einem heftigen Gewitter verbunden. – Insgesamt ergab sich in Taunusstein eine Monatssumme von 87 mm, das entspricht 150 % des Normalwertes. Über diesen Segen können wir uns nur freuen: „Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu“.

Noch ein kurzer Blick auf die phänologischen Termine: am 18.5. setzte mit der Blüte des Schwarzen Holunders der Frühsommer ein – etwa 14 Tage früher als im langjährigen Mittel. Damit setzt sich die seit Jahren zu beobachtende Tendenz zur Verfrühung der Jahreszeiten fort. Auch im Juni ist bisher keine Trendwende erkennbar, was uns aber nicht stört. Denn es heisst ja: „Soll’n gedeihen Korn und Wein, muss im Juni warm es sein!“

(Dr. Wolfgang Ehmke)

2001 Dr.Wolfgang Ehmke >