Witterungsbericht    Juli 2002      der VdA-Wetterstation Taunusstein

Auch im Taunus herrschte der grosse Regen

 

Seit Beginn des Juli werden wir von Katastrofenmeldungen verfolgt: Orkan in Berlin, Hochwasser an der Unterelbe, Überschwemmungen in Bayern – um nur einige zu nennen. Von solchen Notlagen blieb der Rheingau-Taunus-Kreis verschont, wenngleich auch hier die Wasserfässer überliefen. Dabei hatte es im Juni noch Ernteausfälle durch Trockenheit gegeben!

Es zeigt sich also immer deutlicher eine Tendenz zu extremen Wetterausschlägen.

Die Summe der Juli-Niederschläge betrug in Taunusstein 104 mm, das sind 140 % der normalen Regenmenge. Diese Menge – eine der grössten überhaupt im Juli – wurde hauptsächlich von den Gewittern verursacht, die teilweise stundenlang über dem Taunus wüteten. Im Juli kamen sechs Gewittertage zusammen. Die höchste Tagesmenge mit

17,1 mm wurde am 10.7. gemessen. Insgesamt gab es vier Tage mit mehr als

10 mm Niederschlag. Von Hagel blieben wir verschont.

Wegen des wolkenreichen Wetters (Monatsmittel 5,5 Achtel statt den normalen 4,6 Achteln Himmelsbedeckung) waren die Temperaturen reduziert. Als Mitteltemperatur ergaben sich 17,8° C, das sind 0,3° weniger als im 30-jährigen Julimittel. Der höchste Wert betrug 32,3° (am 30.7.), der niedrigste 7,1° (am Boden 4,9° - beides am 20.7.).

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Juli um 1,2° kühler war als der Juni. Das kommt sehr selten vor und liegt vor allem an der anormal hohen Juni-Temperatur.

Mit der Blüte des Heidekrauts begann am 3.8. der Spätsommer. Wegen des Übermasses an Regen konnte die Getreideernte nicht im normalen Zeitrahmen erledigt werden. Freuten sich anfangs noch die Bauern und Winzer nach dem trockenen Juni über den ersehnten Regen, so wurde es bald des Segens zuviel. Die feuchtebedürftigen Kulturen wie Kartoffeln, Rüben, Mais und Gemüse stehen zwar sehr gut da, könnten aber mehr Wärme brauchen: „Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten". Auch die Reben im Rheingau haben vom Regen profitiert.

Allerdings kam es örtlich zu Hagelschlägen, und über die beschädigte Aussenhaut der Beeren können jetzt Schimmel- und Fäulnispilze einfallen.

Die sonst heissen Hundstage sind also ihrem Charakter nicht treu geblieben. Woran liegt es, dass die Witterung immer mehr zu Extremen neigt? Inzwischen hat es sich herumgesprochen: der menschengemachte Klimawandel führt wie in einem Kochtopf, der immer heisser wird, zu einer Beschleunigung der Austauschvorgänge in der Atmosphäre und somit zu rascheren Wechseln der Druckgebiete. Insofern haben wir noch einige – und schlimmere – Wetterkapriolen in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten, zumal es immer noch Staaten gibt, die meinen, sie könnten so weiter machen wie bisher. Die nächste Bewährungsprobe für globale Massnahmen gegen die Abgase wird der Umweltgipfel in Johannesburg Ende August sein. Wir sollten ihn aufmerksam verfolgen!

2001 Dr.Wolfgang Ehmke >